Kulturverinigung Hadamar (Hg.):
"Christian Egenolff - 1502-1555 |
Vor fünfhundert Jahren wurde in Hadamar Christian Egenolff geboren. Das war für die Kulturvereinigung von Hadamar Anlass genug dieses bedeutenden und doch für weite Kreise unbekannten Mannes zu gedenken. Das geschah in einer akademischen Feier, mit einer kleinen feinen Ausstellung im Stadtmuseum, mit einzelnen Vorträgen zu den Themen, mit denen sich Christian Egenolff im Laufe seines Berufslebens beschäftigte und mit der Herausgabe eines Buches über Christian Egenolff. Wer war dieser Christian Egenolff? Wer eine ausführliche
Biographie erwartet, wird enttäuscht. Selbst sein Geburtstag und sein
Geburtsjahr lassen sich nur aus seiner Grabinschrift und einem Trauerzettel
errechnen. Diese weisen auch auf den Geburtsort Hadamar hin. Dieser wird auch
dadurch belegt, dass Egenolff zeitlebens seinem Namen "Hadamarius"
hinzufügt. Wahrscheinlich hat Egenolff in Hadamar die Lateinschule besucht und
damit eine humanistische Ausbildung bekommen. 1516 lässt er sich als Vierzehnjähriger
in der jungen Universität in Mainz einschreiben. Das kann für seine Berufswahl
von entscheidender Bedeutung gewesen sein. Denn in Mainz begegnet er der
Buchdruckerei und den Voraussetzungen für eine neue Informationsgesellschaft.
Wieder auf Indizien angewiesen treffen wir 1527 Christian Egenolff als
Buchdrucker und Verleger in Straßburg. Das heißt, er muss in der Zwischenzeit
das Buchdruckerhandwerk und das Handwerk des Stempelschneiders bzw. des
Schriftgießers erlernt haben. Um dieses Handwerk zu erlernen war Straßburg zu
jener Zeit sicherlich eine gute Wahl. Denn dort gab es zahlreiche Druckereien.
Aber um von diesem Gewerbe zu leben, war Straßburg wegen der Konkurrenz kein günstiger
Platz. Da bot Frankfurt mit einem florierenden Buchhandel aber ohne eigene
Druckerei besser Erfolgsaussichten. Im September 1530 richtet Egenolff ein
Bittgesuch an den Rat der Stadt, ihn als Bürger und Drucker zuzulassen. Schon
am 20. September 1530 entspricht der Rat der Stadt diesem Gesuch. Damit hat
Egenolff noch 25 Jahre Zeit, in Frankfurt als erster eine expandierende
Druckerei und Verlagsanstalt zu betreiben. Zeitweilig hatte er auch Filialen in
Marburg und wahrscheinlich sogar auch in Hohensolms. Als Christian Egenolff am
9.2.1555 in Frankfurt verstarb waren unter seiner Verantwortung annähernd 500
Titel erschienen. Für seinen Erfolg waren sowohl seine Geschäftstüchtigkeit
als auch die Qualität seiner Druckerzeugnisse ausschlaggebend. Wer sich das
Spektrum der von Egenolff herausgebrachten Werke anschaut, kann nur staunen über
die Breite des Angebotes. Es sind theologische Schriften ebenso, wie
humanistische. Es sind Gesetzeswerke von Landgraf Philipp I. und historische
Abhandlungen. Es gibt botanische und medizinische Sachbücher. Er verlegt
deutsche und lateinische Schriften. Darunter befinden sich auch Schriften von
Aristoteles. Er verlegt Luthers großen Katechismus und eine lateinische
Grammatik von Melanchthon. Er verlegt aber auch ein „Distillierbuch“: „Sampt
Abcontrafactur der Kreuter von mancherley gebrannten und gedistillierten Gewässer...“
Egenolff legte großen Wert auf ein sorgfältiges Erscheinungsbild seiner
Erzeugnisse. Das führte dazu, dass er Hans Sebald Beham nach Frankfurt holte,
der mit seinen Holzschnitten und Stichen die Druckerzeugnisse schmückte. Nach
Egenoffs Tod führte seine Witwe das Geschäft weiter. Nach deren Tod verfiel
allmählich das egenolff'sche Imperium. In dem sehr ansprechenden Buch, das die Kulturvereinigung
Hadamar zu dem Geburtstag Egenolffs herausgab, hat Carsten Jäcker sorgfältig
und in verständlicher Form zusammengefasst, was derzeit über Christian
Egenolff bekannt ist. Dazu hat er die vorhandenen Quellen herangezogen und
verarbeitet. Spannend fand ich in dem Band das „Verzeichnis aller in der
Offizin (Druckerwerkstatt) Christian Egenolffs entstandenen Bücher", das
ebenfalls von Carsten Jäcker zusammengestellt wurde. Denn daraus ergibt sich
die ungeheure Weite der Arbeit des Frankfurter Bürgers und Buchdruckers
Christian Egenolff, der sich Hadamarius nannte. Es zeigt aber auch welch
umfangreiche Beziehungen und Kontakte dieser humanistisch gebildete Mann hatte.
Das Buch bietet schließlich noch einen Faksimileabdruck: „Von arbeyt durch
die zwölff Monat des Jars." Das Original befindet sich in der
Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Damit kann der Leser
sich selbst von der Arbeit Christian Egenolffs überzeugen und sich an den
Ratschlägen, die man vor knapp fünfhundert Jahren für den Jahreslauf in einer
bäuerlichen Gesellschaft hatte, erfreuen. Ein kleines Glossar mit den
wichtigsten Begriffen rundet das Buch ab. (Franz Gölzenleuchter, Jahrbuch der hess. Kirchengeschichtlichen Vereinigung, 2002) |
Druckerbibliographien :
Christian Egenolff : 1528 -
1555 Christian Egenolff : 1502 - 1555 ; ein Frankfurter Meister
des frühen Buchdrucks aus Hadamar / [Carsten Jäcker]. Hrsg.:
Kulturvereinigung Hadamar. Limburg : Glaukos-Verlag, 2002. -
100 S. : Ill. ; 31 cm. - Verzeichnis aller in der Offizin Christian Egenolffs
entstandenen Bücher S. 47 -97. - ISBN 3-930428-15-6 : EUR 18.00 [7013] Der
500. Geburtstag von Christian Egenolff (geboren am 26.07.1502), des aus
Hadamar stammenden Erstdruckers in Frankfurt am Main veranlaßte die
Kulturvereinigung Hadamar eine Ausstellung über den berühmten Sohn der Stadt
zu veranstalten und zu diesem Anlaß eine Publikation in Auftrag zu geben, die
außer dem Teilfaksimile eines Egenolffschen Drucks von 15461 eine Biographie
des Druckers und Schriftgießers (S. 25 - 46) und als Hauptteil das Verzeichnis aller in der Offizin Christian Egenoffls entstandenen Bücher
[in Inhaltsverzeichnis: erschienenen
Druckwerke]
(S. 47 - 97) enthält, beides aus der Feder von Carsten Jäcker, dessen
Name auf das Titelblatt gehört hätte. Die Biographie ist eine Kompilation
aus der umfangreichen Literatur über Egenolff, die zwar in den Fußnoten
genannt wird, für die man sich aber trotzdem eine eigene Zusammenstellung gewünscht
hätte. Die Bibliographie seiner Drucke basiert auf den einschlägigen
Arbeiten von Benzing und Dommer, und der Verfasser, der selbst nur „einen
Teil der verzeichneten Bücher ... zur Hand nehmen" konnte, hat das
Ergebnis seiner Titelkompilation zusätzlich mit dem Druckerregister des VD16
abgeglichen. Anlage der Druckerbibliographie - derentwegen die Publikation in IFB
überhaupt angezeigt wird - chronologisch, innerhalb im Verfasser bzw.
Titelalphabet, von 1528 bis 1530 mit der Straßburger Produktion, dann von
1530 bis 1555 mit den Frankfurter und parallel dazu - 1538 bis 1554 -
Marburger Drucken, da Egenolff dort eine Filialdruckerei unterhielt und zum
Schluß die wenigen Drucke ohne Jahr bzw. ohne Jahr und Ort. Das kurze Glossar
(S. 98 - 100) von Antiqua bis Stempelschnitt schließt
diese sich an ein breiteres Publikum wendende Veröffentlichung. Klaus Schreiber QUELLE Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek
und Wissenschaft http://www.bsz-bw.de/ifb l Von arbeyt durch die zwölf Monat des Jars. ‑ Aus: Lustgarten der Gesundtheit : ... / zusamen bracht vnnd beschriben durch Waltherum Reiff. ‑ Gestruckt zu Franckfurt bei Christian Egenolffen, [1546], Doppel‑Bl. XXIX ‑ XXXIIII. ‑ Im vorliegenden Band S. 9 ‑ [24].
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