Eugen Biser "Nur der
Friede rettet die Welt" |
Rezension im Internet (www.buchkritik.at)
Doch ist der Mensch, der so rasch zu Haß, Rache und
Gewalt neigt, überhaupt friedensfähig? Wenn die zerstörten Häuser und verwüsteten
Städte, wie oft behauptet wird, ein Spiegelbild seiner Seele sind, ist das sehr
zu bezweifeln. Für seine Friedensunfähigkeit sprechen viele Gründe, ihr
tiefster aber ist, wie sich gerade in diesem Zeitalter der grassierenden Ängste
zeigt, die Angst. Denn die Angst lähmt und vereinsamt, so daß der von ihr
Befallene den Kontakt zur Mitwelt verliert und sprach- und hilflos wird. In die Enge getrieben und in seinem Existenzrecht
bedroht, wird der Geängstigte aber unberechenbar und aggressiv. Deshalb müßte
die Angst überwunden werden, wenn der Mensch zum Frieden bewogen und befähigt
werden soll. Gerade dies aber will das aus seiner Mitte begriffene Christentum.
Wenn der christliche Glaube auch nicht jede Form der sich zusehends
vervielfachenden Ängste beseitigt, so doch die drei Wurzelängste: die Angst
vor Gott, die Angst vor dem Mitmenschen und die Angst des Menschen vor sich
selbst. Dem "Evangelium des Friedens" verpflichtet, muß sich das
Christentum in Anbetracht der Größenordnung einer solchen Aufgabe, Frieden zu
stiften, um den Schulterschluß mit kooperationsbereiten Partnern bemühen. Als
erstes bietet sich dafür der Buddhismus an, weil Buddha nach einem Wort
Guardinis den staunenswerten Versuch unternahm, das Dasein aus den Angeln seiner
gewalt- und leidvollen Verfassung zu heben und die Menschen auf den Weg der
leidenschaftslosen Friedfertigkeit zu führen. Gleichzeitig steht das
Christentum aber aufgrund seines Gottes- und Offenbarungsglaubens in einer
besonderen Affinität zum Judentum und Islam. Gemeinsam stehen diese "Abrahamsreligionen"
vor der Herausforderung durch einen ozeanisch um sich greifenden Atheismus, dem
sie nur mit einer gemeinsamen Anstrengung und der Bündelung ihrer Kräfte
begegnen können. Wenn es aber dazu kommen soll, bedarf es einer gemeinsamen
Zielsetzung. Diese könnte gewiß nicht aktueller als das vom Zeitgeschehen
geforderte Ziel des Weltfriedens sein. Dazu müßten sie ihre Anhänger bewegen,
um allen vor Augen zu führen, daß sie, ungeachtet der Hypothek ihrer
Geschichte, aus innerster Überzeugung und Entschlossenheit Boten des Friedens
sind. Eugen Biser
|
Um zurück zu den Büchern zu gelangen, schließen Sie bitte dieses Fenster.